Auch in der Region Wiesbadens finden sich zahleiche Beispiele für Wissenschaftler und Künstler, die sich überzeugend der Illustration ihrer Ergebnisse gewidmet haben. Die Exponate dazu finden sich in der naturwissenschaftlichen Sammlung im Museum Wiesbaden.
Anonymus: Die Fische des Herzogthums Nassau in naturgetreuen Abbildungen nebst dazugehöriger Beschreibung. - Wiesbaden 1820-1866. Museum Wiesbaden - Naturwissenschaftliche Bibliothek
Den Fischen Wiesbadens auf der Spur
In einer Zeit, als es kaum Buchhandlungen und noch seltener kolorierte und günstige Bestimmungsbücher gab, hat sich ein leider anonym gebliebener Nassauer ein Denkmal gesetzt. Das gezeigte Werk enthält die Darstellung zahlreicher Fische des Herzogtums. Dabei kann als gesichert gelten, dass der Autor seine Tiere kannte und dieses Wissen weitergeben wollte. Die Fischerei war noch ein wichtiger Wirtschaftszweig, und das Produkt für die Bevölkerung ein bedeutender Eiweißlieferant.
Die Farben der Fische sind übrigens ein eigenes Kapitel. Ihr Aussehen kann grundverschieden sein. Nicht nur gibt es individuelle und regionale Unterschiede. Auch darf man nicht vergessen, dass die Farbigkeit eines Fisches unter Wasser ganz anders wirkt als außerhalb an der Angelschnur zappelnd. Auch im Museum muss man sich bei den gezeigten Präparaten auf eine von zahlreichen Farbvarianten festlegen.
Flussbarsch (Perca fluviatilis). Museum Wiesbaden
JOHANN DANIEL WILHELM BAYRHOFFER: Einiges über Lichenen und deren Befruchtung. - Bern 1851. Museum Wiesbaden - Naturwissenschaftliche Bibliothek
Flechten künden vom Zustand der Luft
Originalzeichnung und Druck
Das Ehrenmitglied des Nassauischen Vereins für Naturkunde, Johann Daniel Wilhelm Bayrhoffer (1793-1868), erwarb als Buchdrucker ein Vermögen, das ihn in den Stand versetzte, nur noch seiner Forschung und der Malerei nachzugehen. Von Lorch am Rhein aus unternahm er einige Reisen in die Nachbarländer, und schließlich konzentrierte er sich ab 1848 ganz auf sein botanisches Interesse. Seine Arbeit über Moose und Flechten des Taunus verzeichnet allein 319 Laubmoose, 103 Lebermoose und 336 Flechten und gehört zu den Standardwerken dieser Disziplin in Mitteleuropa.
Die pflanzenanatomischen und physiologischen Studien an Flechten sind allerdings im 20. Jahrhundert teilweise revidiert worden. Dies ist allerdings kein Wunder, benötigt man doch auch sehr aufwendige Technik für deren Erforschung, wie hervorragende Mikroskope. Dennoch gelangen Bayrhoffer außerordentliche Einblicke in den Mikrokosmos der Flechten, dieser Lebensgemeinschaft aus Pilzen und Algen. Noch heute ist diese Welt oft eine Terra incognita, obwohl wir sie doch so sehr als Anzeiger "gesunder" Luft schätzen.
Flechten aus der Coll. Bayrhoffer. Museum Wiesbaden
MAXIMILIAN PRINZ ZU WIED-NEUWIED: Abbildungen zur Naturgeschichte Brasiliens. - Weimar 1822-1831. Hessische Landesbibliothek Wiesbaden Rara 04 C 359
Amerika - Forschung statt Ausbeutung
Maximilian Prinz zu Wied-Neuwied (1782-1867) gilt als der zweite Humboldt, denn ihm war die Erforschung Amerikas ein ebenso wichtiges Lebensziel. Zwei große Reisen brachten ihn in die Neue Welt. 1815-1817 begab er sich auf eine Expedition nach Brasilien, wo er neben seinen naturwissenschaftlichen Studien auch an der Ethnologie interessiert war. Zurück in Deutschland beschrieb er zahlreiche Vogelarten erstmalig für die Wissenschaft. Einige davon finden sich im Museum Wiesbaden, die meisten bildeten später den Grundstock des American Museum of Natural History in New York.
Berühmt hat den Prinzen dann aber seine zweite Reise gemacht. Zusammen mit dem Maler Karl Bodmer unternahm er 1832 bis 1834 eine Expedition nach Nordamerika in die Gebiete westlich des Missouri. Dort traf er auf die Präriestämme, deren Kultur in tief bewegte. Karl May hat die Reiseberichte von Maximilian gelesen und möglicherweise dessen Erlebnisse für die Romanfigur Old Shatterhand genutzt.
Maximilian war übrigens Ehrenmitglied beim Nassauischen Verein für Naturkunde und bedachte das Museum mit etlichen Exponaten seiner Reisen.
Ai oder Weißkehl-Faultier (Bradypus tridactylus). Museum Wiesbaden
ANTON REICHENOW: Vogelbilder aus fernen Zonen. Abbildungen und Beschreibungen der Papageien. - Kassel 1878-83. Museum Wiesbaden - Naturwissenschaftliche Bibliothek
Exoten in Wiesbaden
Der am Museum für Naturkunde in Berlin tätige Anton Reichenow (1847-1941) beschäftigte sich überwiegend mit den Vögeln Afrikas. Seine Vögel Afrikas eröffneten die Grundlage für die Studien der Tierwelt dieses Kontinents. Das Museum Wiesbaden besitzt einen Großteil seiner Schriften, insbesondere diejenigen zu Kamerun, denn diese Region war ebenso Forschungsschwerpunkt der Wiesbadener im 19. Jahrhundert.
Die aufgeschlagene Seite zeigt im linken Teil der Abbildung einen Halsbandsittich oder Kleinen Alexandersittich (Psittacula krameri). Jeder Wiesbadener kennt heute diese Tiere, sind sie doch seit etwa 40 Jahren ein fester Bestandteil der Stadt, und mehr als 2.000 Exemplare leben hier. Im Biebricher Schloßpark lebt der größte Teil von ihnen. Da sie nachweislich bisher kaum Schäden verursacht haben, werden diese exotischen Vögel aus Indien und Afrika akzeptiert und von manchem sogar geliebt.
Halsbandsittiche (Psittacus krameri). Museum Wiesbaden
EMIL PFEIFFER: Die Blütenpflanzen von Wiesbaden und seiner Umgebung nach der Natur gemalt. - Wiesbaden ca. 1916. Museum Wiesbaden - Naturwissenschaftliche Bibliothek
Das Wiesbadener Kräuterbuch
Den Wiesbadener Emil Pfeiffer (1846-1921) kennen wenige - das nach ihm benannte Drüsenfieber jeder. Nach einem Medizinstudium in Bonn, Würzburg und Berlin machte er sich in Wiesbaden einen Namen als Badearzt und befasste sich eingehend mit der heilenden Wirkung der Mineralwässer aus den heimischen Quellen. Als Kinderarzt beschäftigte er sich mit Fragen der Säuglingsernährung und setzte sich für die Einrichtung von Kinderheimen und -krippen ein.
Neben der Medizin widmete er sich auch der Botanik. In seinem Garten züchtete er zahlreiche seltene Pflanzen. Künstlerisches Talent verband er mit seinem naturwissenschaftlichen Interesse, in dem er die wild wachsenden Pflanzen seiner Heimat mit dem Pinsel festhielt. Im Museum Wiesbaden werden in der Bibliothek der Naturwissenschaftlichen Sammlung über 2.000 Aquarelle von Pfeiffer aufbewahrt.
CARL KOCH: Das Wesentliche der Chiropteren. - Jahrbücher des Vereins für Naturkunde im Herzogthum Nassau 17/18: 261-593. Museum Wiesbaden - Naturwissenschaftliche Bibliothek
Wasser für Wiesbaden
Der Naturforscher Carl Koch (1827-1882) war seit 1873 der erste Landesgeologe. Ihm haben die Wiesbadener die noch heute funktiononierende Wasserversorgung mit Hilfe der Tiefstollen im Taunus zu verdanken. Zahlreiche geologische Karten gehen auf Koch zurück, der regelmäßig auf seinen Exkursionen Teile seiner Sammlung zum Vergleich mitnahm. Die hier gezeigten Tafeln gehören zu einer umfangreichen Sammlung im Landesmuseum.
Darüber hinaus beschäftigte er sich intensiv mit den Fledermäusen Mitteleuropas. Noch heute wird sein Werk Das Wesentliche der Chiropteren geschätzt.
Gesteinsproben, Coll. Koch. Museum Wiesbaden
ARNOLD PAGENSTECHER (1894): Beiträge zur Lepidopteren-Fauna des malayischen Archipels. X. Über Schmetterlinge aus dem Schutzgebiet der Neu-Guinea-Kompagnie. - Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde 47: 59-81. Museum Wiesbaden - Naturwissenschaftliche Bibliothek
Arzt und Naturwissenschaftler
Arnold Pagenstecher (1837-1913) kam nach einem Medizinstudium in Würzburg 1861 in seine Heimatstadt zurück. Er widmete sich besonders der Ohrenheilkunde. Neben einem politischen Mandat engagierte er sich auch als Leiter des Naturhistorischen Museums und wurde 1907 zum Ehrenbürger der Stadt Wiesbaden ernannt. Sein naturwissenschaftliches Werk konzentriert sich auf die Schmetterlinge Südostasiens. Einige hundert neue Arten konnte er beschreiben und so einen bedeutenden Beitrag zur Biogeographie leisten. Das besondere Interesse an den Ritterfaltern Südostasiens teilte er mit Alfred Russel Wallace, dem Mitentdecker der Evolutionstheorie.
Vogelfalter (Ornithoptera), Coll. Pagenstecher. Museum Wiesbaden
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