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Inhalt: MWNH & LaBi  
Layout: F. Geller-Grimm  
Grafik: F. Geller-Grimm  
& wegmann/schepp  
2008  



Mit Bildern Wissen schaffen - Kleine Geschichte der Naturillustration

Diagnose  

Mehr als 1,5 Millionen Organismen sind bis heute beschrieben worden. Allein in Deutschland finden sich mehr als 40.000 Tiere und Pflanzen. Gelegentlich ist es auch für den Laien notwendig, eine bestimmte Art mit einem eindeutigen Namen anzusprechen. Bei der Wahl des richtigen Speisepilzes sollte der Sammler einige Grundkenntnisse vor dem eigentlichen Verzehr anwenden.

Zugegeben, in der Vergangenheit war solches Wissen weiter verbreitet, denn die richtigen Heilkräuter mußte man oft selbst sammeln - statt sie in der Apotheke direkt zu erhalten. Aber auch die Spezialisten benötigen Illustrationen in mannigfaltiger Weise. Da sollen zwei sehr ähnliche Arten unterschieden werden und nur wenige Merkmale sind dafür hilfreich. Diese sollten dann in der Darstellung entsprechend herausgearbeitet sein. Diese Kenntlichmachung besonderer Merkmale und die Abstraktion sind unerläßlich für die Wissenschaft. Ein Foto ist wesentlich schneller geschossen und damit günstiger - aber eben nicht hilfreich genug. Noch heute gilt die Illustration daher als ebenso bedeutsam, wie die verbale Beschreibung eines Objektes - und gar nicht mal so selten sind 1.000 Worte weniger hilfreich als eine grafische Darstellung.
Und dies gilt nicht allein für die biologische Welt, denn auch die Sterne wollen benannt werden.

JOHANN ELERT BODE: Uranographia. - Berlin 1801, Sternenkarte. Hessische Landesbibliothek Wiesbaden gr 2º Ut 42

Neue Bilder


Der Wassermann
Mit der Entwicklung des Fernrohrs wurden immer mehr Sterne erkennbar und es wurden neben den hier sichtbaren antiken Sternbildern Wassermann, südlicher Fisch und Steinbock neue Sternbilder eingeführt.

Im 18. Jahrhundert waren meist technische Geräte Namensgeber für die neuen Sternbilder. Heute sind 88 Sternbilder von der Internationalen Astronomischen Union festgelegt, dazu gehört auch das Mikroskop. Das hier eingezeichnete Sternbild Heißluftballon ist jedoch nicht mehr dabei.

J.J. ERNST & R.P. ENGRAMELLE: Papillons d'Europe, peints d'après nature. - Paris 1779-1792. Museum Wiesbaden - Naturwissenschaftliche Bibliothek

Die Schmetterlinge Europas

Diese besonders prächtige Ausgabe des achtbändigen Werkes der Papillons d'Europe von Ernst & Engramelle stammt aus dem Besitz von Johann Christian Gerning (1745-1802). Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) hatte Gernings Sohn davon überzeugt, eine Sammlung von etwa 50.000 Tieren dem Verein für Naturkunde im Herzogthum Nassau zu überlassen. Sie dienten auch als Vorlage für die zahlreichen Radierungen dieses bedeutenden Grundlagenwerkes über die europäischen Schmetterlinge. Dabei dominiert die Arbeit der Frankfurter Malerin Maria Eleonora Hochecker (1761-1834). So besitzt das Museum Wiesbaden gleichzeitig die eigentliche Sammlung und die künstlerisch-wissenschaftlich Darstellung.


Totenkopfschwärmer (Acherontia atropos) aus der Coll. Gerning. Museum Wiesbaden

Koninglijk Zoologisch Genootschap: Bijdragen tot de Dierkunde. - Amsterdam 1848-1854. Hessische Landesbibliothek Wiesbaden 04 C 364 (1)

9.800 Vogelarten gilt es zu benennen

Bei den Vögeln ist die wissenschaftliche Illustration mit ihren Abstraktionen bis heute die erste Wahl zur Bestimmung. Nicht selten sind die wichtigen Unterscheidungsmerkmale im Vergleich zu einem Foto nur durch die Illustration erkennbar. Allerdings sind viele der 9.800 Vogelarten nur noch durch den Fachmann bestimmbar. Nicht nur Bücher dienen den Spezialisten als Arbeitsgrundlage für die Benennung der Arten. Gezeigt wird eine der ersten zoologischen Zeitschriften der Niederlande, die noch heute herausgegeben wird. Weltweit sind aktuell mehr als 3.500 zoologische Journalien in Umlauf, die überwiegend Spezialgebiete thematisch abdecken. Beschäftigt man sich mit Vögeln, wird beispielsweise im Journal für Ornithologie recherchiert.


Riesenpitta (Pitta maxima). Museum Wiesbaden

JOSEP DEL HOYO et al.: Handbook of the birds of the world. - Bombay & Barcelona 1992 ff. Museum Wiesbaden - Naturwissenschaftliche Bibliothek & Hessische Landesbibliothek Wiesbaden 4° Sf 315

Der Traum eines jeden Spezialisten

Da ein Urheberrecht besteht, kann das Bild nur aus dem Internet geladen werden Mit den bisher zwölf erschienen Bänden des Handbook of the birds of the world steht erstmalig für eine Tiergruppe von über 9.800 Arten eine Gesamtübersicht mit allen notwendigen Informationen zur Verfügung. Natürlich wäre es wesentlich günstiger von jeder Vogelart nur einige Fotos anzubieten. Dies wäre den Herausgebern aber nicht ausreichend, und sie haben Recht damit. Die kolorierten Tafeln stammen von unterschiedlichen wissenschaftlichen Illustratoren und alle besitzen ihre eigene Handschrift. Natürlich geht es primär um die vergleichende Darstellung zur Artdiagnose. Aber jeder Betrachter wird auch das künstlerische Werk genießen.


Bienenfresser (Merops apiaster). Museum Wiesbaden

FRIEDRICH WILHELM JUSTUS BAEDEKER et al.: Die Eier der europäischen Vögel. - Leipzig & Iserlohn 1855-1863. Museum Wiesbaden - Naturwissenschaftliche Bibliothek & Hessische Landesbibliothek Wiesbaden 04 C 409

Die Oologie

Der Apotheker Friedrich Wilhelm Justus Baedeker (1788-1865) fertigte nicht nur 34 farbige Tafeln für Brehms Handbuch der Naturgeschichte aller Vögel Deutschlands an. Sein Hauptaugenmerk galt den Vogeleiern. Zusammen mit einigen weiteren Spezialisten entstanden 80 chromolithographische Tafeln, die nicht nur die unterschiedliche Farbigkeit und Form der Eier darstellen. Oft finden sich auch besondere Muster, die unter anderem der Tarnung dienen.

Die Oologie ist die Vogeleierkunde und beschäftigt sich mit der Beschreibung und Bestimmung von Eiern anhand von Größe, Gewicht, Gestalt und Form. Die Daten dienen noch heute als Grundlagenwerk für die Beantwortung zahlreiche Fragestellungen der Vogelkunde. Beispielsweise lassen sich verlassene Nester einer Art zuordnen oder zusätzliche Informationen für die Pflege bedrohter Arten ermitteln. Das Sammeln von Eiern ist heute allerdings nur noch mit behördlicher Genehmigung erlaubt.


Eier der Rabenkrähe (Corvus corone). Museum Wiesbaden

GEORGES-LOUIS LECLERC DE BUFFON: Allgemeine Historie der Natur. - Hamburg & Leipzig & Berlin 1752-1774. Hessische Landesbibliothek Wiesbaden Rara 8º S 4384 (4, 1/2)

Der Kosmos der Natur

Georges-Louis Leclerc de Buffon (1707-1788) gilt als der bedeutendste französische Naturforscher des 18. Jahrhunderts. Seine vielbändige Naturgeschichte wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Sie behandelt philosophische Fragen, geographisches und geologisches Wissen, die Zoologie und die Physiologie des Menschen. Die Erdgeschichte teilte er in sieben Epochen ein. Ausgehend von der These, dass die Erde durch Zusammenstoß eines Kometen mit der Sonne entstanden sei und das erste Leben sich im Meer entwickelt habe, nahm Buffon als Alter der Erde 75.000 Jahre an.

Damit wagte er es die von der Kirche errechnete Grenze von 6.000 Jahren zu überschreiten. Seine Darstellung der Tiere enthielt auch Informationen zum Skelettbau und schuf damit die Grundlage für die vergleichende Anatomie. Buffons Werk beeinflußte maßgelblich die Arbeit von Georges Cuvier (1769-1832), der ebenso wie Buffon einige Jahre für den Jardin des Plantes in Paris arbeitete. Dort finden sich noch heute die größten französischen Sammlungen der Naturwissenschaft.


Hermelin (Mustela erminea). Museum Wiesbaden

SALOMON MÜLLER & HERMANN SCHLEGEL: Over de Krokodillen van den Indischen Archipel. - Verhandlingen over de Naturlijke Geschiedenis der Nederlandsche Oberzeesche Bezittingen door de leden der Natuurkundige Kommissie in Indie en andere Schrijvers 1839-1844; Leiden. Museum Wiesbaden - Naturwissenschaftliche Bibliothek

Auf Krokodiljagd in Indien

Als Direktor des Naturkundemuseums in Leiden hat sich Hermann Schlegel zwar überwiegend als Ornithologe einen Namen gemacht, dennoch waren ihm die Reptilien sein Leben lang wichtig. Von ihm stammen bedeutende Darstellungen der Krokodile Südostasiens und der Sundagavial ist sogar nach ihm benannt. Die beiden unteren Abbildungen zeigen den Schädel des größten aller heute noch lebenden Krokodile, das Leisten- oder Salzwasserkrokodil. Es wird bis zu 7,5 Meter lang und bedoht durchaus Menschen.

 


Salzwasserkrokodil (Crocodylus porosus). Museum Wiesbaden

 

 

 

 

 

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